ÜBERGANGSOBJEKTE

ÜBERGANGSOBJEKTE mit Christa Bock-Köhler und Katharina Danninger

„Ein Übergangsobjekt stellt keine endgültige Lösung dar, kann jedoch als Brücke hin zum SehnssuchtsObjekt ein stabilisierender Begleiter sein, der aus eigener Kraft in einem kreativen Akt geschaffen wird“, so die Galeristin Marah Strohmeyer-Haider. Dieser im Ursprung psychologische Begriff wurde von Winnicott im Jahr 1953 geprägt, soll mit den Werken der Künstlerinnen Christa Bock-Köhler und Katharina Danninger erweitert werden. Die gezeigten Arbeiten der Künstlerinnen gehen weit über den Ersatz des geliebten Objektes z. B. „der Mutter“ durch die „Puppe, den Teddy“ hinaus. Die Ausstellung ist eine Hommage an die Übergangsobjekte der Betrachter und Betrachterinnen, die im Laufe des bisherigen Lebens treue Dienste geleistet haben – Halt und Orientierung gegeben haben - und sich je nach Lebenssituation auch meist verändern.

Die kreative eigene Leistung besteht darin, einen angemessenen Ersatz für das Sehnsuchtsobjekt zu finden und entsprechend der Reife des Suchenden/der Suchenden verändern sich die Übergangsobjekte. Ausgehend von der klassischen Puppe/ dem Teddy/ dem Schmusetuch hin zu literarischen Gestalten, mythischen und religiösen Bildern und Figuren, „Lieblingsmärchen“, Wissenschaftler und Entdecker, Prominente usw. können als Leit- und Vor-Bilder zum Übergangsobjekt werden. Auch Lieder und Musikstücke können als Übergangsobjekt dienen. Auch Waffen oder Autos können ein Gefühl von Sicherheit und Macht geben.

Durch die Verbindung von Skulptur und Foto werden die Arbeiten aus dem Projekt ALTE MAUERN – STARKE FRAUEN der Künstlerin Bock-Köhler zur Installation. Sie will eine Verbindung schaffen zwischen alten Gemäuern und dem, was dahinter alles gelebt/erlebt wird/wurde, aufrechterhalten durch die Kraft der Frauen, die in der Pflege der alten Mauern ihr Übergangsobjekt gefunden haben, um mit der Familie wieder den Raum einzunehmen, der ihr gebührt. Ausschnitte von italienischen Mauern inspirierten die Künstlerin, die darin wahrgenommenen Figuren als starke Frauen plastisch zu gestalten. Mit Ihren Kleinplastiken zeigt Bock-Köhler die Stimmungslagen der Suchenden nach oder vor dem Finden ihres Übergangsobjektes, mit den Titeln SIESTA, RUNTERG´FALLEN und WO BIN ICH. Die beruhigende Stille am TAG DANACH wirkt tiefgründig, während die gezeichneten und gemalten Figuren in JAZZTIME und DIE SCHAUSPIELTRUPPE (überquert die Alpen bei Schneesturm) mit Tatendrang über die Leinwand schreiten. DER LACHENDE DRITTE nimmt vorübergehend Anleihe im Reich der Maya.

Aus der Serie KOPFFÜSSLER von Katharina Danninger wird ein Objekt inmitten von kleinformatigen Zeichnungen und Malereien präsentiert. Das Objekt – fast einem Kuscheltier gleich, mit rundem Mondgesicht – kann als stabiler Anker gesehen werden innerhalb zweier Welten. Die Welt, die der Künstlerin bis dato vertraut erschien und die Welt „draußen“ im Lockdown. In den Arbeiten KUBUS und PRINZESSINNEN je aus der Serie Froschkönig erzählt Danninger Geschichten, die geträumt werden wollen. Die SEELENMÜLLEIMER laden ein, die eigene Geschichte zu reflektieren und nur Zukunftsweisendes sich zu bewahren – der Rest darf im Seelenmülleimer ausgelagert werden. Die Holzdrucke, collagiert mit Monotypien der Serie ROT_SCHWARZ, allesamt Einzelstücke, werfen den Blick auf eine große Anzahl von ÜbergangsObjekten, die gedient haben oder dienen werden, das entscheiden die Betrachter/ Betrachterinnen. LIEBE MACHT SEHEND, die Stuhlobjekte der Künstlerin, sind wie eine Belohnung, sich nach den vielen kreativen Gedanken auszuruhen, bis ein neues Übergangsobjekt geschaffen werden muss – oder vielleicht das SehnsuchtsObjekt erreicht ist.

Marah Strohmeyer-Haider

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