HOMMAGE

Novemberausstellung in der Galerie MarahART

Die Ausstellung HOMMAGE will eine zeitgemäße Erweiterung der ursprünglichen Bedeutung des Begriffes zeigen. Im Mittelalter war die Hommage die Huldigung des Vasallen gegenüber dem Lehnsherrn und in späteren Zeiten ist sie als öffentlicher Ehrenerweis berühmten, häufig bereits verstorbenen Persönlichkeiten vorbehalten gewesen.

Das Thema Tod wurde in der Vergangenheit von der Künstlerin Michaela Dreier nie ausgegrenzt. In mehreren Installationen würdigte Sie Ihr verstorbenes Bienenvolk (Ausstellung „Anders als geplant…2021 bei MarahART) und auch das Werk „Innenwelten“ lässt biographische Brüche erspüren.

Die Künstlerin arbeitet ihre Trauer, die Herausforderungen des Lebens manchmal mit sich bringen, regelrecht in die Werke ein, bedient sich häufig der Drucktechnik vervielfältigt bis zur Erschöpfung – atemlos. Erinnert plötzlich Gemälde aus der Vergangenheit die eine aktuelle noch tiefere Bedeutung bekommen. Die Serie „Tapetenwechsel“ entsteht und mit ihr der Ausdruck der verschiedenen Stufen der Trauer, die den Bogen von Verzweiflung über Rache/Wut hin zu einer neu zu erschaffenden Leichtigkeit spannt. Das ist deutlich in den Werken o. T. in zarten Rottönen gehaltene Verzweiflung die sich in der Rachegöttin Nemesis entleert und eine dumpfe Trauer im dunklen Blau des Diptychon – mittig gespalten – zeigt. Erst auf dem in Erdtönen gemalten Ease gelingt es der Künstlerin, mit dem Symbol der schwebenden Feder, eine wieder errungene Leichtigkeit – noch verletzlich – zu erahnen.

In den beiden Installationen Hommage an die Ahnen I und II ist die Wahl der Behältnisse, für morbide Gegenstände aus dem Ahnenkult und aus der Natur, ganz bewusst auf die antiquarischen Brotteigholzwannen gefallen. Die Wannen gaben ursprünglich dem nahrhaften Teig des Brotes Raum zur Entfaltung, so mögen nun diese Ritualgegenstände den Weg in eine neue Fruchtbarkeit bereiten.

Die Installation Innenwelten – bereits in der Ausstellung der Galerie 2021 präsentiert – zeigt die neu weitergeführte „Lebenslinie“ der Künstlerin auf. Anfänglich in wilder Gebärde, so die Kritzelzeichnungen der Vergangenheit, gestaltete Dreier colorierte Monotypien, die sich über unergründlichen Nebel heben, verschiedene in sich abgeschlossene Phasen auf einem Trägerpapier zu einer Spanne des Lebensweges vereint. Es zeigt die dynamische Entwicklung des vergangenen Jahres im Leben der Künstlerin auf.

Lost Places, dargestellt durch von Wespen verlassene Nester, nimmt Bezug auf die vergangenen drei Jahre im Leben der Menschen mit den Herausforderungen der Pandemie. Teile der Nester wurden mit Zeitungsmaterial vermischt und durch die Technik des Papierschöpfens zu einer neuen Aussage gebracht. Was wird übriggeblieben sein, wenn wir aus der Zukunft auf diese Zeit sehen werden? Das Schwarz-Weiß-Denken dieser Zeit erscheint, nach der Auflösung des Materials (Zeitungspapier und Nestmaterial) in Wasser, als schwebendes Grau in allen erdenklichen Schattierungen.

Die Serie Ikarus I beginnt mit der Zinkplatte, die als Grundlage für weitere drei Werke im Druckverfahren dient. Die Arbeiten werden durch die immer zarter werdende Farbgebung behutsam auflöst. Mit Ikarus II entstehen durch Kombination mit Material aussagekräftige Collagen, wie Antworten auf Ikarus I. Der Wille zum Fliegen, das sich herausarbeiten aus der Situation ist spürbar in der Serie I während in der Serie II sich im Außen neue Möglichkeiten manifestieren.

In den Arbeiten von Michaela Dreier wird HOMMAGE zu einer Möglichkeit mit Unwiederbringlichem, mit Verlust, mit Abschied umzugehen und einen Weg zu finden die Aufgabe anzunehmen, um das eigene Leben mit dieser Erfahrung weiter zu gestalten“, sagt die Galeristin Marah Strohmeyer-Haider.

Einblick in die DruckWerkStatt jeden Dienstag ab 14 Uhr, die Künstlerin ist anwesend.
Matinee 13.11.2022, 11-14 Uhr
WürdigungsRitual 18.11.2022, 18 Uhr, bitte telefonische Anmeldung!
WoEndÖffnung 26./27.11.2022, 14-18 Uhr, die Künstlerin ist anwesend

MICHAELA DREIER

Die Künstlerin Michaela Dreier- Sie hat sich nach der Ausbildung zur Redakteurin in jungen Jahren intensiv mit der bildenden Kunst auseinandergesetzt. Die Sommerakademie in Salzburg u. a. bei Eva Koethen, aber auch das „Zeichnen aus dem Unbewussten“ bei Ugo Dossi hat großen Einfluss auf ihre Arbeit genommen. Parallel war sie Mitbegründerin der Malschule Burghausen, die sie über zehn Jahre leitete, inklusive dem angegliederten KunstWERK. Im Mittelpunkt stand dabei der Mensch mit seinen kreativen Wurzeln, im Kontex seiner Lebenssituation und der Kunst. Aus dieser Erfahrung heraus war für Michaela Dreier das fünfjährige Studium der Kunsttherapie eine logische Schlussfolgerung.

Ihr Handwerkszeug ist vielfältig wie die verwendeten Techniken und Materialien (Grafit, Bienenwachs, Fotografien, Acryl, Tempera, Pigmente, Kohle, Collage, Fundstücke). Sie beginnt häufig mit Kritzel- und Zeichenarbeit als Basis und baut darauf auf, entwickelt, imaginiert und verändert. Ständige Begleiter sind Skizzenbuch und Kamera.

Michaela Dreier
Hirschau 29
83355 Grabenstätt
0049 (0)1772291476
m3er@michaeladreier.de

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